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Türkeistämmige

Türkeistämmige sind die größte Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. In den letzten Jahren sind wieder mehr Menschen aus der Türkei zugewandert. Aktuell ist die Türkei unter den Top 3-Herkunftsländern bei Asylanträgen.

Wie viele Menschen haben einen türkischen Migrationshintergrund?

Stand: Oct. 2025

Laut Mikrozensus lebten 2024 in Deutschland rund 3 Millionen Menschen mit Migrationsbezügen zur Türkei. Damit stellen sie die größte Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland.QuelleStatistisches Bundesamt (2025): Statistischer Bericht - Mikrozensus - Bevölkerung nach Migrationshintergrund 2024, Tabelle 12211-14, LINK

Seit dem Mikrozensus 2021 erhebt das Statistische Bundesamt auch Zahlen zu "Eingewanderten und ihren direkten Nachkommen" - also zu Personen, die selbst eingewandert sind oder von denen beide Eltern eingewandert sind. Demnach lebten 2024 in Deutschland 2,6 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte aus der Türkei, 1,4 Millionen sind selbst eingewandert.QuelleStatistisches Bundesamt (2025): "Statistischer Bericht - Mikrozensus - Bevölkerung nach Einwanderungsgeschichte - Erstergebnisse 2023", Tabelle 12211-14 LINK

Laut Mikrozensus hatten 2024 von etwa 3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund mit Türkei-Bezug 1,6 Millionen einen deutschen Pass. Etwa 1,4 Millionen Menschen hatten nur den türkischen Pass.QuelleStatistisches Bundesamt (2025): "Statistischer Bericht - Mikrozensus - Bevölkerung nach Migrationshintergrund - Erstergebnisse 2024" Tabelle 12211-53, LINK

Doppelstaatler: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hatten rund 338.000 Personen sowohl die türkische als auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Die Zahlen, die auf einer Selbstauskunft der Befragten beruhen, dürften zu niedrig sein. Das liegt unter anderem daran, dass die Befragten ihre zweite Staatsangehörigkeit nicht immer angeben.QuelleStatistisches Bundesamt (2025): "Statistischer Bericht - Mikrozensus - Bevölkerung in Privathaushalten nach Migrationshintergrund und doppelter Staatsangehörigkeit LINK; Statistisches Bundesamt: Glossar zum Mikrozensus, LINK

Migration aus der Türkei nach Deutschland: Asyl und Familiennachzug

Stand: Oct. 2025

Nach einem kurzfristigen Rückgang im "Covid-Jahr" 2020 ist die Zahl der Zuzüge aus der Türkei wieder gestiegen, mit einem Höhepunkt 2023. 2024 sind laut Statistischem Bundesamt rund 79.000 türkische Staatsbürger*innen nach Deutschland gezogen, etwa 43.000 haben Deutschland verlassen.QuelleStatistisches Bundesamt (2025): Wanderungsstatistik, LINK

 

Asylanträge türkischer Staatsbürger

Seit 2022 gehört die Türkei zu den Top 3-Herkunftsländern bei Asylanträgen. Im ersten Quartal 2025 haben 4.398Erst- und Folgeanträge Personen aus der Türkei einen Asylantrag gestellt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Zahl gesunken. 2024 stellten insgesamt rund 31.000 türkische Staatsangehörige einen Asylantrag, darunter waren knapp 29.200 Erstanträge. 2023 waren es insgesamt über 61.000 Anträge. Ein Großteil der Antragsteller waren in den letzten Jahren Kurd*innen – 2024 kamen 73 Prozent der Erstanträge aus der Türkei von Kurd*innen.QuelleBundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF, 2025): "Aktuelle Zahlen, Ausgabe März 2025", S. 3, LINK; BAMF (2025): "Aktuelle Zahlen, Dezember 2024", S. 3, LINK; BAMF (2025): "Das Bundesamt in Zahlen 2024", S. 19, LINK; Anfrage des Mediendienstes beim BAMF, LINK

Gründe für den Anstieg der Asylanträge sind die politischen Entwicklungen seit dem gescheiterten Putschversuch 2016 und der folgenden politischen Verfolgung verschiedener Gruppen. Hinzu kommt eine wirtschaftliche Krise mit hoher Inflation. Es sind aber nur wenige Asylanträge von Personen aus der Türkei erfolgreich: 2024 lag die bereinigte Schutzquoteformelle Entscheidungen nicht enthalten bei 13 Prozent.Quellevgl. Asylmagazin 5/2023, S. 131f., LINK; BAMF (2025): "Aktuelle Zahlen, Dezember 2024", S. 3, LINK;

Mehr Familien- als Erwerbsmigration 

Besonders häufig kommen Personen aus der Türkei nach Deutschland, die zu ihrer Familie ziehen oder hier eine Familie gründen – laut Mikrozensus ist das bei 66 Prozent aller Zugewanderten aus der Türkei der Fall. Bei allen Zugewanderten sind es nur rund 42 Prozent. Dafür kommen Menschen aus der Türkei seltener, um eine Arbeit aufzunehmen (14 im Vergleich zu 19 Prozent).QuelleStatistisches Bundesamt (2025): Bevölkerung mit Migrationshintergrund, Erstergebnisse 2024, Tabelle 12211-50, eigene Berechnung, LINK

Rund 46.000 Personen aus der Türkei erhielten 2024 ein Nationales Visum für Deutschland – 42 Prozent, um zu ihrer Familie zu ziehen, 21 Prozent wollten ein Studium aufnehmen und 28 Prozent einer Erwerbstätigkeit nachgehen.QuelleAuswärtiges Amt Erteilte Nationale Visa 2024, LINK 

Ein Blick in die Geschichte: Die türkische Migration nach Deutschland begann 1961 mit dem "Anwerbeabkommen". Bis zum Anwerbestopp 1973 kamen zahlreiche Arbeitnehmer*innen aus der Türkei.  Von allen "Gastarbeiter*innen" waren rund ein Drittel Frauen. Nach dem Anwerbestopp gewann der Familiennachzug an Bedeutung. Rund die Hälfte der türkeistämmigen Menschen, die heute in Deutschland leben, kamen über den Familiennachzug.QuelleMediendienst Integration (2021): 60 Jahre Gastarbeiter*innen, Link

Türkeistämmige in Deutschland: Alter, Sprache, Einkommen

Stand: Sep. 2025

Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland sind im Durchschnitt 38,1 Jahre alt – und damit jünger als im Bevölkerungsdurschnitt mit 43,9 Jahren.QuelleStatistisches Bundesamt (2025): Bevölkerung mit Migrationshintergrund, Tabelle 12211-05, LINK

Personen mit türkischem Migrationshintergrund haben deutlich seltener einen Schulabschluss als andere Personen mit Migrationshintergrund:

Das liegt vor allem an der Gastarbeitergeneration – viele kamen ohne Abschluss als Arbeiter nach Deutschland. Bei der jüngeren Generation zwischen 25 und 35 Jahren hat fast die Hälfte Abitur oder Fachhochschulreife.Quelle Statistisches Bundesamt (2024): Bevölkerung mit Migrationshintergrund 2023, Tabelle 12211-21, eigene Berechnung, LINK sowie Anfrage des MEDIENDIENSTES beim Statistischen Bundesamt.

Sprache

Laut Mikrozensus sprechen 32 Prozent der Personen mit türkischem Migrationshintergrund in ihrer Familie nur oder vorwiegend Deutsch. Über die Hälfte verwendet Deutsch und eine weitere Sprache, 14 Prozent verwenden kein Deutsch. Von denen, die vorwiegend nicht Deutsch sprechen, verwenden 91 Prozent Türkisch und 6 Prozent Kurdisch.QuelleStatistisches Bundesamt (2025): Bevölkerung mit Migrationshintergrund 2024, Tabelle 12211-47, eigene Berechnung, LINK

Sozioökonomische Situation

Erwerbstätige mit türkischem Migrationshintergrund sind – ähnlich wie andere Gruppen – seltener Beamt*innen und deutlich häufiger Arbeiter*innen. Das zeigt sich auch im Einkommen: Der Anteil von Personen mit niedrigem Einkommen ist unter Türkeistämmigen höher, bei Top-Verdienern deutlich geringer.QuelleStatistisches Bundesamt (2025): Bevölkerung mit Migrationshintergrund 2024, Tabelle 12211-38, eigene Berechnung, LINK

Ausländische Beschäftigte mit türkischem Pass arbeiteten 2025 ähnlich häufig als Fachkraft wie deutsche Beschäftigte und häufiger als viele andere Herkunftsgruppen. Im Vergleich zu deutschen Beschäftigten sind sie aber deutlich häufiger in Hilfstätigkeiten beschäftigt (32,8 Prozent im Vergleich zu 12,5 Prozent).QuelleBundesagentur für Arbeit: Migrationsmonitor – Deutschland und Länder Juli 2025, Tabelle 2.5, LINK

Im SVR-Integrationsbarometer schätzen Befragte mit türkischem Migrationshintergrund das Integrationsklima mehrheitlich positiv ein, aber schlechter als andere Befragte. Unter anderem sind sie skeptischer, ob man sich auf soziale Beziehungen verlassen kann. Unter Türkeistämmigen bezweifeln besonders viele Personen, ob man für gleiche schulische Leistungen in Deutschland gleich bewertet wird. Zweifel gibt es auch, ob man bei gleicher Qualifikation die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat: Unter türkeistämmigen Befragten finden das 30,2 Prozent gar nicht – im Vergleich zu 8 Prozent unter Personen ohne Migrationshintergrund.QuelleSVR (2022): "Integrationsklima 2022", S. 8, 15f., 19, LINK

Zudem berichten sie häufiger als andere Befragte von Diskriminierungserfahrungen: 2022 gaben 22 Prozent an, in den letzten 5 Jahren aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert worden zu sein, unter anderen Herkunftsgruppen sagten das rund 11 Prozent.QuelleSVR (2022): "Integrationsklima 2022", S. 17, LINK

Mehr zum Thema Rassismus und Antimuslimischer Rassismus hier

Wo leben Türkeistämmige in Deutschland?

Stand: Sep. 2025

Durch die Gastarbeitermigration stellen türkische Staatsbürger einen hohen Anteil der ausländischen Bevölkerung in westdeutschen Bundesländern, darunter besonders in NRW, Baden-Württemberg und Hessen, sowie in Großstädten. Die meisten türkischen Staatsangehörigen wohnen in Berlin (116.610), Köln (52.275), Hamburg (45.750) und München (40.100). Der Anteil an der ausländischen Bevölkerung ist mit jeweils rund 27 Prozent in Herne, Miltenberg, Bottrop und Gelsenkirchen am höchsten. 

 

Altersarmut unter Gastarbeitern aus der Türkei

Stand: Sep. 2025

Rentner mit türkischer Staatsangehörigkeit erhalten in Deutschland im Schnitt etwa 352 Euro weniger RenteAlters- und Erwerbsminderungsrente als Deutsche: 852 Euro im Vergleich zu 1.204 Euro pro Monat Ende 2024, so eine Sonderauswertung der Deutschen Rentenversicherung für den Mediendienst. Besonders betroffen sind Frauen, die über die Hälfte der Rentenempfänger*innen ausmachen. Ihre Rente liegt etwa ein Drittel unter der von deutschen Rentenempfängerinnen (651 Euro im Vergleich zu 1003 Euro). Insgesamt gab es 2024 in Deutschland 344.000 RentenempfängerAlters- und Erwerbsminderungsrente mit türkischer Staatsbürgerschaft. Zum großen Teil dürfte es sich dabei um ehemalige Gastarbeiter handeln, es sind aber auch Personen enthalten, die später zum Arbeiten nach Deutschland kamen.QuelleZahlen der Deutschen Rentenversicherung auf Anfrage des Mediendienst (August 2025)

Viele ehemalige Gastarbeiter beziehen eine niedrige oder auch keine Rente. Deshalb erhalten einige Sozialleistungen im Alter.QuelleWSI-Report (2014): Die Gastarbeiter, Seite 17, LINK, 

Gastarbeiter sind häufig von Altersarmut betroffen: Laut Mikrozensus 2024 liegt die Armutsgefährdungsquote bei Rentner*innen aus Gastarbeiterstaaten, die selbst zugewandert sind, bei 34,3 Prozent – bei Rentner*innen ohne Migrationshintergrund sind es 16,8 Prozent, bei Rentner*innen mit Migrationshintergrund 31 Prozent.QuelleDeZIM (2022): "Alter(n) und Migration in Deutschland", LINK, S. 9 und 10; WSI-Report (2014): Die Gastarbeiter, S. 17, LINK, BIM (2017): "Armutsgefährdung bei Personen mit Migrationshintergrund", LINK; Statistisches Bundesamt (2025): Bevölkerung mit Migrationshintergrund 2024, Tabelle 12211-60, LINK

Es gibt mehrere Gründe für die niedrigeren Renten der ehemaligen türkischen Gastarbeiter:

  • Sie haben im Schnitt weniger als ihre deutschen Kollegen verdient. Zunächst haben viele die niedrigeren Löhne noch durch Überstunden und Zulagen für Schwerstarbeit kompensiert. Später, während der Ölkrise in den 70ern, haben sie aber als Randarbeiter in den Fabriken als erste ihre Jobs verloren.Quellevgl. Sozialforscher Eric Seils im Interview mit dem Mediendienst 2023
  • Die Gastarbeiter erhielten keine Sprachkurse, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Einige2013 waren es 42,6 Prozent der über 65-Jährigen, die zwischen 1956 und 1973 aus Anwerbeländern kamen verfügten über keinen Schulabschluss und es gab wenige Weiterbildungsmöglichkeiten. Dadurch waren sie oft in schlechter bezhalten Tätigkeiten angestellt. Eine Rolle spielten auch Diskriminierungserfahrungen bei der Arbeitsplatzsuche.QuelleDeZIM (2022): "Alter(n) und Migration in Deutschland", LINK, S. 9
  • Zudem konnten sie weniger Erwerbsjahre für die Rentenansprüche ansammeln. Das liegt zum einen daran, dass einige schon deutlich älter waren, als sie ihren ersten Job in Deutschland angetreten haben. Zum anderen waren Gastarbeiter*innen stärker vom Abbau von Arbeitsplätzen in den 1970er und 1980er Jahren betroffen und wurden zwischenzeitlich arbeitslos. Viele übten körperlich schwere Arbeit aus und sind dadurch in Frührente gegangen. All das wirkt sich heute auch auf ihr Rentenniveau aus.QuelleDeZIM (2022): "Alter(n) und Migration in Deutschland", LINK, S. 9
  • Eine Rolle spielt dabei auch Immobilienbesitz: Rentner*innen mit Migrationshintergrund verfügen deutlich seltener über ein Eigenheim. Sie müssen deshalb im Schnitt mehr für die Miete ausgeben.QuelleWirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut der Böckler Stiftung (2014) Die Gastarbeiter Geschichte und aktuelle soziale Lage, Seite 19 LINK

Viele ehemalige Gastarbeiter sind in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt oder pendeln zwischen dem Herkunftsland und Deutschland. Eine Rolle können einer Studie zufolge die niedrigeren Lebenshaltungskosten in der Türkei spielen.QuelleKahveci et al. (2020): "Tactical mobility: navigating mobile ageing and transnational retirement between Turkey and Germany. A comparison between Turkish-German and German retirees", LINK; DeZIM (2022): "Alter(n) und Migration in Deutschland", LINK, S. 6

Mit dem neuen Staatsangehörigkeitsgesetz, das 2024 in Kraft trat, können sich ehemalige Gastarbeiter leichter einbürgern lassen. Sie müssen keine schriftlichen Sprachnachweise mehr auf B1-Niveau erbringen, sondern es reicht aus, sich mündlich "ohne nennenswerte Probleme im Alltagsleben" auf Deutsch verständigen zu können. Damit soll ihre Lebensleistung gewürdigt und berücksichtigt werden, dass sie damals keine Sprachkurse erhielten. Auch die Verpflichtung zu einem Einbürgerungstest entfällt.QuelleBMI: Fragen und Antworten: Reform des Staatsangehörigkeitsrechts, LINK

Politische Einstellungen Türkeistämmiger

Stand: Oct. 2025

Von den 7,1 Millionen Wahlberechtigten mit Einwanderungsgeschichte hatten bei der Bundestagswahl 2025 laut Statistischem Bundesamt rund eine Million Personen eine Einwanderungsgeschichte aus der Türkei.QuelleStatistisches Bundesamt auf Anfrage des Mediendienstes (Januar 2025)

Welche Parteien wählen Menschen mit türkischer Migrationsgeschichte?

Politische Präferenzen sind wie in anderen Gruppen sehr heterogen. Menschen mit Migrationsgeschichte in der Türkei haben lange traditionell die SPD gewählt, unter anderem wegen der politischen Sozialisation über die Gewerkschaften. Die Zustimmung bröckelt seit mehreren Jahren, wie Umfragen der Konrad-Adenauer-Stiftung (2025) sowie eine Analyse des DIW 2021 zeigt. Die Zustimmung zur CDU und vor allem auch kleineren Parteien nimmt zu.QuelleWüst (2022): "Politische Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund", LINK; KAS (2025): "Wahlverhalten von Menschen mit Migrationshintergrund", S. 9f., LINK; Jacobsen und Kroh (2021): DIW Wochenbericht 28/2021, Eingewanderte bauen nur schrittweise Bindungen an Parteien in Deutschland auf, LINK

Dennoch hat die SPD im Vergleich zu anderen Parteien bei den Türkeistämmigen immer noch das größte Wählerpotential. Das zeigen zwei Befragungenhier sind Personen mit Bezügen zur Türkei und Mena-Region zusammengefasst vor und kurz nach der Bundestagswahl 2025. Ein vergleichsweise hohes Wählerpotential hat in der Gruppe zudem die Linke und das BSW, geringer ist die Sympathie mit AfD, CDU und Grünen, auch die Zustimmung zur FDP ist vergleichsweise niedrig. Das ergaben auch die Umfragen der Konrad-Adenauer-Stiftung (2025).QuelleDeZIM-Institut (2025): "Vernachlässigtes Wähler*innenpotential?", S. 5, LINK; DeZIM (2025): "Welche Rolle spielte der Migrationshintergrund bei der Bundestagswahl 2025?, S. 6f., LINK; KAS (2025): "Wahlverhalten von Menschen mit Migrationshintergrund", S. 9f., LINK; 

Die hohe Zustimmung zur SPD zeigte sich auch bei zwei Befragungen, die Forscher*innen nach den Bundestagswahlen 2017 und 2021 durchgeführt haben. 

Welche Themen sind wichtig?

Eine Befragung des DeZIM 2023/2024 zeigt: Die wirtschaftliche Situation und die Inflation werden unter allen Befragten derzeit als wichtigste Probleme benannt. Der soziale Zusammenhalt und Rechtsextremismus bereiten Wahlberechtigten aus der Türkei und MENA-Region vergleichsweise viele Sorgen. Eine Nachwahlbefragung zeigt zudem: Das Thema "Umwelt und Klimaschutz" ist ihnen weniger wichtig als anderen Gruppen.QuelleDezim (2025): "Welche Rolle spielte der Migrationshintergrund bei der Bundestagswahl 2025?, S. 6f., LINK; DeZIM-Institut (2025): "Vernachlässigtes Wähler*innenpotential?", S. 7, S. 11ff., LINK

Im Vergleich zu anderen Gruppen stellen Befragungen immer wieder eine besonders niedrige Wahlbeteiligung unter Türkeistämmigen fest. Auch das Interesse an der Bundestagswahl 2025 war unter Personen mit Bezug zur Türkei und der MENA-Region in einer Befragung am niedrigsten. Fehlende Zugehörigkeit, aber auch weniger Vertrauen in politische Systeme, mangelnde Informationen über die Politik oder auch Diskriminierungserfahrungen können dabei eine Rolle spielen: Wenn man sich willkommener und zugehöriger fühlt, geht man eher wählen. Die Studie des DeZIM zeigt, dass Menschen mit Migrationshintergrund seltener glauben, dass politische Parteien aktuelle Probleme lösen können.QuelleSVR Integrationsbarometer 2022 S. 23ff., LINK; Goerres et al. (2022): Wählerinnen und Wähler mit Einwanderungsgeschichte im Bundestagswahlkampf: Erste Ergebnisse der Immigrant German Election Study II (IMGES II) aus Duisburg von Mai bis November 2021", 7f. LINK Wüst (2024), "Einwanderung und politische Integration in Deutschland", S. 7, LINK; DeZIM-Institut (2025): "Vernachlässigtes Wähler*innenpotential?", S. 15, LINK; Dezim (2025): "Welche Rolle spielte der Migrationshintergrund bei der Bundestagswahl 2025?, S. 6f., LINK

Immer wieder gründen sich Parteien, die sich explizit an die türkische Community richten. Zuletzt 2024 die Partei DAVA, sie trat bei der Europawahl 2024 an und erhielt 0,4 Prozent der Stimmen, bei der Bundestagswahl 2025 wurde sie formal zugelassen, trat aber nicht an. Zudem gibt es seit 2010 die BIG Partei, die als deutscher Ableger der AKP gilt, und vor allem auf regionaler Ebene aktiv ist.QuelleYunus Ulusoy im Interview mit dem Mediendienst 2023, LINK, Bundeswahlleiterin Europawahl 2024, LINK sowie Bundestagswahl 2025 Parteien und Kandidaturen, LINK; Bundeswahlausschuss 2025: "41 Parteien können an der Bundestagswahl 2025 teilnehmen", LINK, vgl. Tagesschau zur BIG-Partei zur Europawahl, LINK

Wahlen in der Türkei 2023: Abstimmungsverhalten in Deutschland

Am 14. Mai 2023 fanden in der Türkei Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Am 28. Mai gab es eine Stichwahl für die Präsidentschaft, bei der sich der regierende Präsident Recep Tayyip Erdoğan mit rund 52,2 ProzentAnadolu Agency, Seçim Sonuçlari 2023 der Wähler*innenstimmen durchgesetzt hat. Auch im Parlament hält die Regierungskoalition unter Vorsitz der AKP trotz Verlusten eine Mehrheit.

Rund die Hälfte der insgesamt etwa drei Millionen "Auslandstürk*innen", die an den Türkei-Wahlen teilnehmen konnten, lebte in Deutschland. Nach Angaben der türkischen Wahlkommission waren hierzulande 1.501.152 Personen zur ersten Wahlrunde zugelassen.QuelleAnadolu Nachrichten Agentur (27.4.2023): "Wähler im Ausland haben begonnen abzustimmen"; Hohe Wahlkommission der Türkei (2023): Auslandsurnen; Karte mit Übersicht aller Wahllokale in Deutschland im Artikel: "1,5 Millionen Wahlberechtigte in Deutschland", MEDIENDIENST 04. Mai 2023.

An der Stichwahl für die Präsidentschaft haben in Deutschland rund 49,7 Prozent der etwa 1,5 Millionen Wahlberechtigten teilgenommen. Wie bereits in der ersten Wahlrunde hat eine deutliche Mehrheit der Wähler*innen in Deutschland für den regierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gestimmt:

  • Recep Tayyip Erdoğan (AKP): 67,4 Prozent,
  • Kemal Kılıçdaroğlu (CHP): 32,6 Prozent.

Wie bei der Parlamentswahl gab es bei der Stichwahl starke UnterschiedeSabah, Seçim Sonuçlari 2023, Almanya zwischen den verschiedenen Wahlbezirken: In Essen haben knapp 79 Prozent der Wähler*innen für den regierenden Präsidenten gestimmt. In Berlin waren es rund 51 Prozent.

Bereits bei den vergangenen Wahlen stimmten Wähler*innen in Deutschland deutlich konservativer ab als in der Türkei:

Die Parlamentsergebnisse zeigen jedoch: Auch in Deutschland verliert die AKP Stimmen. Es gibt jedoch regionale Unterschiede:

Wissenschaftler*innen sehen die Ursache darin, dass die türkeistämmige Bevölkerung und ihre verschiedenen Communities in Deutschland regional unterschiedlich vertreten sind. Im Ruhrgebiet gebe es etwa ein konservatives Milieu, das geprägt sei von Personen, die im Zuge der Gastarbeiterregelung in den 1960er und 1970er Jahren eingewandert sind. In anderen Regionen (zum Beispiel in Berlin) gebe es hingegen progressive und kurdische Milieus, denen Personen angehören, die seit den 1990er Jahren wegen Krieg und politischer Verfolgung nach Deutschland gekommen sind.QuelleYunus Ulusoy (2018): Wahlen in der Türkei am 24. Juni. Die Ergebnisse, Seite 7; Sinem Adar (2020): Eine Neubetrachtung der politischen Einstellung türkischer Migranten in Deutschland, Seite 21

Weitere Zahlen zur Wahl hier
Interview mit der Soziologin Sinem Adar zu Bedeutung der Wahl für die türkische Community in Deutschland LINK

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